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Neues Interview mit Volly Tanner erschienen
Vor einigen Tagen erschien ein Interview mit Volly Tanner (Schriftsteller und Journalist) in der Onlineausgabe der ahoi-leipzig.de . Ahoi ist ein Leipziger Stadtmagazin. Es erscheint online, aber auch in einer Printausgabe. Neuigkeiten gibt es fortwährend auf meiner Website. Hier noch wissenswertes zu unserem Stadtmagazin. Die „Ahoi“ ist das auflagenstärkste Stadtmagazin in Leipzig im DIN A4-Format. Mit wirklichem Lesewert und Kulturanspruch. Wir erscheinen seit Mai 2018 in einer monatlichen Auflage von 28.000 Exemplaren. Gedruckt werden wir auf sehr hochwertigem Papier und wir haben ein ansprechendes, modernes Layout. Die Ahoi wird in allen Stadtteilen Leipzigs flächendeckend verteilt und liegt zur Mitnahme aus.“ Gleiches gilt für das dazugehörige Umland (+40 Kilometer). Die Rubrik Interview mit Volly Tanner ist fester Bestandteil jeder Ausgabe.//
- Interview mit Volly Tanner
Gespräch mit Handicap-Radler Uwe Küffner
Ahoi: Guten Tag, Uwe Küffner. Wir kennen uns schon wirklich lange aus der Metalszene. Du warst aktiv rund ums Helheim und rund um die Bandcommunity Leipzig. Nun erfuhr ich, dass Dir ein Bein amputiert wurde. Was war geschehen?
Küffner: Ich hatte mir im November/Dezember 2017 einen Urlaub in Ägypten gegönnt. Und irgendwie hatte ich mir am Fuß eine kleine Verletzung zugezogen und diese als kleinen Kratzer angesehen. Wie sich später herausstellte: eine völlige Fehleinschätzung. Am Ende habe ich mir da einige Erreger eingefangen und kurz vor dem Heimflug trat Wasser aus meiner linken Wade. Zu Hause hatte ich sowieso einen Kontrolltermin bei meiner Pneumologin und diese wies mich gleich in die Klinik ein.
Sepsis und Nekrosen
Inzwischen gab es Nekrosen an dem Bein und ich hatte eine schwere Sepsis. Am Ende gab es nur zwei Optionen: Sterben oder Bein ab. Darauf folgten viele Tage Koma und es war wohl ziemlich eng am Ende.
Ahoi: Was war Dein erster Gedanke, als Du realisiert hast, dass Dir ein Bein fehlt?
Küffner: So richtig bewusst wurde mir das erst, als der Physiotherapeut zum ersten Mal bei mir auftauchte und Übungen machen wollte. Im Grunde habe ich diesen Schicksalsschlag gleich akzeptiert und mir sofort vorgenommen, dass ich wieder so leben will, wie es vor der Geschichte war. Und daran habe ich dann monatelang gearbeitet.
Blick nach vorn gerichtet
Ahoi: Ich kenne Dich als Kämpfer mit einem extremen Lebenswillen und -mut. Wie hast Du Dich zurück ins Leben – in die Teilhabe am Leben – gekämpft?
Küffner: Ich hatte einen guten Physiotherapeuten. Der hat mich schnell wieder auf die Füße gebracht. Und ich hatte auch in Sachen Beinprothese Glück, denn eine Freundin aus der Metalszene hatte mich schon in der Klinik besucht und sich um meine Versorgung gekümmert. Da ging es auch sofort mit einer Prothese zur Sache. Für mich war oberste Priorität, wieder autark zu leben. Nach sechs Monaten war es soweit. Ich bin wieder Rad gefahren und konnte mich um alles selbst kümmern.
Wieder autark und Umzug
Vor etwa zwei Jahren bin ich dann noch in eine behindertengerechte Wohnung umgezogen. Mit Prothese und meiner Lungenerkrankung (COPD) in die dritte Etage zu steigen, war mir einfach zu viel geworden. Jetzt hab ich einen Fahrstuhl.
Ahoi: Auf Deiner HP machst Du anderen Betroffenen Mut – das Radfahren ja auch als Möglichkeit mit COPD umzugehen. Wie sind die Reaktionen? Gibts Verbündete? wer hilft Dir und wem hilfst Du?
Küffner: Etwa die Hälfte aller Oberschenkelamputierten kommt nicht wieder aus dem Rollstuhl. Das ist viel. Diesen Menschen und auch anderen, denen es ähnlich wie mir ergangen ist, möchte ich Mut machen.
Rehasport
Ich bin aktiv im Rehasport, gehe einmal pro Woche zur Physiotherapie und fahre größere Radtouren. Das hält mich fit und das sorgt dafür, dass sich meine Atmung nicht verschlechtert. COPD ist eine böse Sache. Chronisch und nicht heilbar. Und da ich ungern Sauerstoffschläuche in meiner Wohnung verlegen will und mit einer Flasche durch die Gegend laufen, tue ich lieber etwas für meine Gesundheit. Dafür ist man nie zu alt, höchstens zu bequem. Über Facebook habe ich neue Freunde gefunden, mit denen ich ausgiebige Radtouren fahre. Achtzig Kilometer pro Tour sind da inzwischen normal geworden. In den sozialen Medien habe ich sehr viel positive Reaktionen erhalten. Das bestärkt mich auch darin so weiter zu machen.
Lebensstil
Ahoi: Was hast Du an Deinem Lebensstil noch geändert?
Küffner: Gute Frage. Ich habe vor knapp sieben Jahren schon aufgehört, zu rauchen und nach der Amputation habe ich dann auch mit dem Alkohol aufgehört und ernähre mich auch gesünder. Und im Gegensatz zu früher bin ich jetzt sportlich aktiv. Cool finde ich zb. auch die Bonusapp der AOK Plus. Da mache ich seit Jahren mit, sammle immer Bonuspunkte und kurz vor Weihnachten gibt’s dann quasi Weihnachtsgeld.
Freizeit
Ahoi: Bist Du irgendwo organisiert? Gibt es überhaupt Organisationen, die Sportler wie Dich unterstützen?
Küffner: Nach wie vor bin ich in der Bandcommunity aktiv und helfe mit bei der Mediengestaltung. Wenn es dann wieder mit unseren Clubkonzerten losgehen kann, werde ich sich auch hin und wieder mal mit am Einlass sitzen. Ansonsten bin ich aktiv im Rehasportverein. Da sind wir eine gute Truppe und man nimmt da immer Motivation mit. Genauso läuft es, wenn man stets mit gesunden Leuten zusammen Rad fährt. Da gibt’s immer Anerkennung und da ergeben sich bei mir immer automatisch neue Ziele, seien es nun neue Tagestouren oder auch Mehrtagestouren. Meine persönlichen Tourrekorde habe ich da immer im Blick. Auf jeden Fall soll in diesem Jahr noch der erste Hunderter gefahren werden.
Radsport
Ahoi: Dann müsste doch dein nächstes Ziel die Paralympics sein? Oder? Welches sind denn Deine Ziele?
Küffner: Ich bin eher Hobby-und Freizeitradler. Mit jetzt 65 Jahren steige ich nicht mehr in den Wettkampfmodus ein. Aber solche Sachen wie das LVZ-Fahrradfest, bei dem ich in diesem Jahr die 75km-Tour gefahren bin oder das Stadtradeln mache ich gerne mit. Ansonsten gibt’s im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder eine Tour von etwa einer Woche und viele schöne Tagestouren.
Tipp
Ahoi: Was kannst Du anderen Menschen mit solchen Schicksalsschlägen raten?
Küffner: Das Wichtigste ist schlichtweg positives Denken. Wer sich gehen lässt und in Depressionen verfällt, wird große Probleme haben diese Lebenssituation zu meistern. Sucht Euch die Hilfe die absolut nötig ist, aber macht alles was möglich ist selbst. Versucht wieder autark zu werden. Treibt Sport und versucht ein aktives, gesünderes Leben zu führen. Dabei lernt man auch neue Menschen kennen und entwickelt sich weiter. Ahoi: Danke, lieber Uwe. Ich ziehe meinen Hut vor Deiner menschlichen Stärke.(Text: Volly Tanner)