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Schlagwort: Radtouren im Ausland

Frankreich – ich komme

Frankreich – ich komme

Eine Radreise durch Holland, Belgien und Frankreich

Im vergangenem Jahr war es mir nicht möglich Frankreich zu besuchen, da der Rhein Hochwasser führte und ich daher nicht auf die linke Rheinseite kam. Das wollte ich nachholen und entwickelte im letzten Winter die Idee auf mehreren Eurovelo-Routen eine längere Tour zu fahren. Heraus kam eine fünfwöchige Tour durch Holland, Belgien und überwiegend durch Frankreich. Start war der 01.08.2025 und zurückgekommen bin ich am 04.09.2025 nach 30 Etappen und 2.427 km und fast 12.000 Höhenmetern. Es gab eine Hotelübernachtung und 29 Übernachtungen auf Campingplätzen. Zielort war Paris. Die Route führte über vier verschiedene Eurovelorouten, wobei den Großteil der Strecke die Eurovelo 4 ausmachte.

Die Anfahrt

Als Tourstartort hatte ich mir Eindhoven auserkoren, weil die Stadt von Leipzig aus gut per Bahn erreichbar war. Die Fahrt ging über Frankfurt (Main), Aachen und Heerlen nach Eindhoven Centraal. Wie durch ein Wunder bin ich pünktlich auf die Minute dort angekommen. Es gab bis auf eine Ausnahme keine Probleme und immer Hilfe beim Ein-und Aussteigen. Ich muß erwähnen, dass ich mit einer Oberschenkelprothese unterwegs bin und mit einem schweren Pedelec, samt vier Packtaschen. Der Bahnhof in Aachen hat im Normalfall Aufzüge, wo man gut mit dem Rad hineinkommt, nur am Bahnsteig 1 nicht. Da hatte ich keine Chance und stand wie bestellt und nicht abgeholt in der Unterführung. Hunderte Menschen rannten an mir vorbei und die Zeit bis zur Abfahrt nach Heerlen wurde immer knapper. Schließlich fragte mich dann doch ein muskulöser, ausländischer Mitbürger ob ich Hilfe bräuchte. Und eben jener hat mir dann die Fahrt und den Tag gerettet in dem er Fahrrad und Taschen über zwei Treppen auf den Bahnsteig trug. Das war großes Kino und ich werde ihm ewig dankbar sein. Der Regionalzug ins holländische Heerlen hatte dann auch noch 15 Minuten Verspätung, sodass ich da noch gut mitkam.

 

Bis zum Campingplatz in Oirschot bei Eindhoven waren es dann noch 18 km und es war von Anfang an wieder ein Gedicht auf den holländischen Radwegen und Fahrradstrassen zu fahren. Es war dann ein kleiner aber feiner Campingplatz und ich hatte auch gleich Hilfe beim Aufbauen, war dann noch nett essen und freute mich auf den Tourstart am Folgetag.

Holland

Die Fahrt durch Holland dauerte dann lediglich drei Tage. Wer dort schon Rad gefahren ist, weiss was ich meine: Spitzenradwege und Strassen, flaches Land, viel Wind, immer interessante Streckenführungen und Fahrradfahrer ohne Ende. Der erste Tag war ein Samstag und da waren ganze Heerscharen mit dem Rad unterwegs. Sehr viele Gruppen dabei mit dem Rennrad und Einheitskleidung, was wohl kleine Radsportvereine waren. Das war schon toll anzusehen. Ein Radsportfest habe ich da auch noch mitgenommen um mich zu stärken. Unterwegs gabs bei den Dörfern immer einen guten kleinen Radweg und daneben die Strasse für die Landwirtschaftsfahrzeuge. Das fand ich gut. Interessant auch auch die vielen Zwiebelfelder. Was machen die nur mit den vielen Zwiebeln? Das war auch in Belgien so und auch in Frankreich habe ich eine Region durchfahren, wo das so war. Natürlich gabs auch die üblichen Mühlen und die Kirchen sahen irgendwie alle gleich aus. Fotos davon habe ich aber nicht gemacht. Die Verkehrsführung erschliesst sich einem auch ohne Sprachkenntnisse. Es war toll, wie auch im vergangenem Jahr schon auf dem Rheinradweg und mein letzter Besuch im Land der Tulpen war das ganz gewiss nicht, da kommt noch etwas grösseres nach. Und Übrigens: Auf der gesamten Tour habe ich mich mit einer kleinen Ausnahme nur mit Holländern auf Deutsch unterhalten können. Dieses Camper- und Radfahrervolk trifft man überall und das ist auch gut so.

Belgien

Kaum zu glauben, aber das Thema Belgien war an einem Tag durch. Mehr Zeit brauchte ich nicht um an der Küste entlang bis nach Nordfrankreich zu kommen. Allerdings war dieser Tag spektakulär. Los gings in Knokke, danach folgte Zeebrügge/Brügge und dann Ostende. Man fuhr auf eine Strassenroute quasi von einer Stadt in die nächste, begleitet von einem teilweise üblem, böigem Wind. In den größeren Städten konnte man in die Yachthäfen fahren und die Strandboulevards besuchen. Überall gabs Cafes und den Verkauf von Mitbringseln, sowie Strandutensilien. Es waren tausende Menschen unterwegs und man musste als Radfahrer schon sehr aufpassen. In Zeebrügge hab ich nen Kaffee getrunken und generell habe ich versucht einige Fotos zu schiessen, um mich dann in Abänderung meiner Tour auf Wege zu begeben die parallel zur geplanten Route, aber einige hundert Meter abseits vom Strand lagen, weil der Wind stürmisch und auf Dauer unerträglich war. Das alles aber bei schönstem Sonnenschein. Bemerkenswert auf dem ganzen belgischen Abschnitt waren die hohen Dünen überall. Locker 50 m hoch und höher. Da war man auch windgeschützt. Interessant auch: Von Knokke bis zur französischen Grenze fährt eine Strassenbahn oder Regionalbahn auf dem gesamten belgischen Küstenabschnitt. Noch ein Wort zu den Radwegen. Ich hatte den Eindruck, dass die Belgier den Holländern nacheifern. Die Verkehrsführung war sehr ähnlich. Da wird viel richtig gemacht. Die Qualität der Radwege ließ allerdings nach. Insgesamt ein toller Tag auf dem es viel zu sehen gab.

Frankreich

Holland und Belgien waren vier Etappen, die restlichen 26 waren in Frankreich zu fahren. Auch hier gleich zu den Radwegen. Es gibt deutlich weniger als in Deutschland, man fährt oft auf Straßen. Das war alles sehr ähnlich dem, was wir hierzulande haben. Es gibt immer wieder tolle Radwege und Fahrradstrassen, aber der Schnitt ist eher dürftig. Die Verkehrsführung für Radler, ähnelt der in Holland und Belgien, da orientiert man sich an den Guten. Die Campingplätze waren ausnahmlos gut und das Personal sehr nett. Überall auf den Plätzen kam man mit Übersetzerapp auf dem Handy und mit rudimentären Englischkenntnissen gut durch. Sprach man unterwegs aber Einheimische an, war Schluß mit lustig. Die sprachen in der Regel nur französisch. Gewöhnungsbedürftig war das Thema Toiletten. Entweder gabs keine Brille oder kein Papier oder beides nicht. Normalität wie bei uns in Deutschland habe ich nur auf den Vier-Sterne-Plätzen erlebt und die hatte ich kaum. Da muß man sich anpassen und einfach durch. Auffallend war auch, dass die französische Bahn pünktlich abfährt und auch ankommt. Das durfte ich zweimal erleben. Mein Rad hat super durchgehalten. Ich war pannenfrei. Allerdings ist mir sonst mein Ständer von der rechten Seite schon am dritten Tag weggebrochen, aber ich hatte ja noch den normalen auf der linken Seite.

 

 

Probleme mit der Unterkunft

Ein besonderes Vorkommnis gab es: Ich hatte 28 Reservierungen auf den Campingplätzen und da lief alles wunderbar. Zwei Plätze wollten keine Plätze für Radfahrer reservieren, da sollte man sich vorher telefonisch melden. Das habe ich auch gemacht. Ich bekam eine Mail, daß ich mich am Nachmittag nochmals melden sollte, ja das tat ich dann auch, aber der Kollege vom Campingplatz hatte meinen reservierten Platz plötzlich schon vergeben. Ein älteres Paar half mir dann Campingplätze anzurufen, aber überall war alles belegt. In Frankreich waren große Ferien. Ich habe dann statt für 20 Euro für stolze 157 Euro in einem Hotel in Caen übernachtet und bin dann am nächsten Tag mit dem Zug in Richtung meiner geplanten Tour gefahren und hatte dann noch 40 km bis zu meinem nächsten Startpunkt. Das war schon ziemlich übel. Beim zweiten Platz wo ich anrufen sollte, gabs auch Probleme weil voll, aber da habe ich auf einem benachbarten Platz noch etwas bekommen. Ich kann jedem, der im Sommer nach Frankreich nur empfehlen zu reservieren, ansonsten hat man schnell ein Problem.

Es gab viel zu sehen

Die ersten größeren Städte in Frankreich waren Dünkirchen und Calais. Ich bin ja von Nord nach Süd gefahren. Dünkirchen ist eine schöne Stadt und ich habe dort in einem Strassencafe wunderbar und preiswert gefrühstückt. Vom Hafen in Calais habe ich ausser einem riesigen Containerschiff von weitem nichts gesehen und vom Eurotunnel nur die Einfahrt hinter einem hohen Sicherheitszaun. Ansonsten ist mir dort in schlimmer Erinnerung, dass in der Umgebung von Calais hunderte Flüchtlinge unterwegs waren, da war sogar ein Lager und noch schlimmer war der Anblick eines Trupps von minimum einhundert Flüchtlingen, der von einem Schlepper aus dem Wald heraus geführt wurde. Da fragt man sich ernsthaft, was da los ist und wie die Leute es überhaupt bis nach Frankreich geschafft haben. Erwähnenswert war die Stadt Ault mit ihrer tollen Steilküste. Das sah toll aus. An die Steigungen dort, denke ich allerdings weniger gern zurück. generell läßt sich sagen, dass es in Frankreich zahlreiche Steigungen zu meistern galt. Da gab es ordentlich Höhenmeter zu überwinden. Ganz beliebt waren Steigungen zu den Zielcampingplätzen auf den letzten zwei, drei Kilometern des Tages. Da hab ich mich immer gefragt, warum die Franzosen Campingplätze auf einem Berg bauen. Das hab ich aber in Deutschland auch schon öfter erlebt.

In d’Ettenemare hatte ich meinen ersten Pausentag. Ein sehr schöner Platz mit überdachtem Pool, Bistro und fliegenden Händlern, die  z.B. Käse anboten. Es war sehr erholsam und am Pausentag hab ich mir die Stadt angeschaut. Samstag ist in Frankreich immer Markttag und da war auch ordentlich etwas los. In den Tagen danach war nicht viel los. Ich kam gut voran, war u.a. auch im Hafen von Le Havre und hatte zu tun da wieder herauszufinden. Danach auf meiner 12.Etappe schickte mich Komoot auf einen Feldweg und der endete auf einem steilen Weg voller tiefer Furchen, Umkraut und massig Steinen. Für mich nicht befahrbar und da ich schon zu tief drin war, gabs auch keinen Weg zurück. Also habe ich mich mit Hilfe der Bremsen Schritt für Schritt den Hang heruntergelassen. Dann kam mal ein befahrbares Stück und ich habe es getestet zu fahren und bin prompt umgekippt und hing dann mit dem Prothesenbein fest im Pedalkorb. Da habe ich mich langsam befreit und habs lieber sein lassen. Als ich fast unten an der Strasse war, kam doch tatsächlich ein junger Mann mit nem Mountainbike den Weg heruntergefahren. Verrückt. Nun war aber mein Prothesenknie verdreht und das war gar nicht gut. Ich hatte eine Autowerkstatt im Sinn, die über die erforderlichen Drehmomentschlüssel verfügen. Dazu aber noch später.

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