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Bodensee-und Rheinradtour 2024

Bodensee-und Rheinradtour 2024

Was für eine krasse Tour

Die Bodensee-und Rheinradtour 2024, das sind so um die 1.400 Kilometer. Das war so ein spontaner Entschluss, als ich im Oktober 2023 meine Schwester in Troisdorf besucht und da eine Tour am Rhein gefahren war. Das war schon ein heftiges Vorhaben – die Bodenseeumrundung, danach das Abbiegen auf den Rheinradweg und dann das Ding bis zum Ende, dem Hoek van Holland fahren. Der Plan stand, die Übernachtungen überwiegend auf Campingplätzen auch und alles fing an mit einer langen Zugfahrt von Leipzig nach Radolfzell. Ich wollte nicht gleich am ersten Tag losfahren, daher hab ich auf dem Campingplatz Markelfingen reserviert und bis dahin waren es vom Bahnhof aus nur 4 km. Der erste Abend war dann entspannt und am Folgetag konnte ich dann ausgeruht die relativ kurze Etappe nach Ludwigshafen antreten. Erwähnen möchte ich noch, daß ich ein Handicapfahrer bin. Ich fahre mit einer  Oberschenkelprothese links nach Amputation Ende 2017.

Der Bodenseeradweg

Die Tour fing gut an. Der See war fast immer in Sichtweite, die Radwege waren gut. Der erste Weg führte mich gleich in die nächste Gemeinde und dort fand ich glücklicherweise einen Allgemeinmediziner, denn oh Schreck, ich hatte meine Schmerztropfen vergessen und da ich unter Phantomschmerzen, als Folge meiner Amputation leide, ist es unerlässlich, die dabei zu haben. Das klappte aber problemlos und die Apotheke war auch gleich im Haus. Weiter gings bis nach Bodman-Ludwigshafen auf den dortigen Campingplatz. Unterwegs gabs eine Stärkung mit nem Döner und man sah desöfteren einen Zeppelin, der da zahlungswillige Menschen durch die Luft chauffierte. Einheimische berichteten von Wartezeiten bis zu einem halben Jahr. Der Campingplatz lag ganz idyllisch am See und ich konnte mein kleines Zelt auf einer schönen Wiese fast am Wasser aufbauen. Der Platz hatte alles was man brauchte. Ich konnte im dortigen Restaurant gut und preiswert essen und das auf einer Terrasse mit herrlichem Blick auf den See.
Auf nach Österreich
Wenn man den Bodenseeradweg fährt, kommt man ja durch mehrere Länder und die nächste Etappe führte mich auf der Bodensee-und Rheinradtour 2024 nach Bregenz in Österreich. Der Weg dahin war kein Problem und mit knapp 70 km auch nicht ganz lang. Interessant wurde die Zufahrt zum Campingplatz, denn die war gesperrt. Die Ausweichroute führte dann kurz vor dem Platz durch eine riesige recht tiefe Pfütze, die mir als E-Mobilisten doch etwas Angst machte. Mir war schon bei der Einfahrt nach Bregenz aufgefallen, daß der Bodensee viel Wasser führte und daß die Ufer alle überschwemmt waren und das traf dann auch mal auf den einen oder anderen Radweg zu. Ein Problem, welches mich auf den nächsten Etappen und besonders am Unterrhein immer wieder heimsuchen sollte. Auf dem teuren Campingplatz, gabs einen Platz meiner Wahl, ordentliches WLAN und was mich angeht, den neuen Spitzenpreis für die Flasche Bier alkoholfrei von 4,80 Euro. Der alte Bestpreis aus Hamburg wurde gleich um einen ganzen Euro überboten. Glückwunsch !

Zu den Schweizern
Am nächsten Tag gings dann wieder durch die große Pfütze auf den Radweg und dann ab in Richtung Schweiz, nach Steckborn. Ich fuhr über die Bregenzer Ach – ein ziemlich großer Zufluss zum Bodensee, dann auch über den Rhein und den Alt Rhein. Beim Blick nach links erhaschte ich immer wieder den Blick in die Alpen und auf schneebedeckte Berge. Das löste schon einige Glücksgefühle in mir aus. Der Radweg führte auch immer wieder ans Ufer des Bodensees und ich verstehe diejenigen nicht, die sich darüber beklagen, dass da ringsum alles in privater Hand wäre. Es gibt reichlich freie Stellen mit meist kleinen Parks, Bänken und Promenaden, wo jeder hin kann. Unterwegs gabs auch etwas Regen aber ich kam dennoch gut in Steckborn an. Ein sehr schön gelegener Campingplatz mit öffentlichem Bad und Kiosk mit allem was man braucht und schöner Terrasse. Was sehr schön war – ich konnte ein Upgrade auf ein Bett in einem Mehrbettzimmer machen ohne Aufschlag. Ein junges, sehr freundliches Betreiberpaar versorgte mich noch mit einem Adapter für die Schweizer Steckdosen und ein Motorradfahrer, mit dem ich mich englisch verständigen konnte, trug mir meine vier Packtaschen hoch in die erste Etage und dann auch noch meinen Akku. Er hat das Zeug tatsächlich dann am nächsten Morgen auch wieder hinunter getragen. Was für ein netter Kerl!

Zurück nach Deutschland

Nach einem kleinen Frühstück auf der Terrasse des Campingplatzes in Steckborn verlasse ich diesen auf dem Weg zu meinem nächsten Etappenziel Waldshut. Es sollte ein denkwürdiger Tag werden, denn auf meinem Weg lagen die Rheinfälle in Schaffhausen. Bis dahin gab es nicht viel zu sehen. In Schaffhausen fuhr ich über die Brücke auf die rechte Rheinseite und folgte dem gut ausgeschilderten Weg. Das Wasser des Rheins war unfassbar sauber und man spürte förmlich die große Kraft des Wassers. Auffällig waren dann die vielen Fußgänger auf dem Weg zu den Rheinfällen. Dort angekommen führte eine steile Straße abwärts zum Aussichtspunkt. Der Anblick dort war für mich der grandioseste auf der gesamten Tour. Was für eine Kraft die Natur dort entwickelt. Was für ein Anblick! Anschließend habe ich sicher eine halbe Stunde gebraucht um mich durch die Menschenmassen Richtung Ausgang zum Parkplatz hindurch zu zwängen. Zu allem Überfluß wartete dort eine steile Steigung auf mich, die ich erst einmal nur bis zur Hälfte schaffte. Mehr war mit meiner COPD nicht drin. Nachdem ich wieder Luft hatte, war es natürlich nicht möglich so einfach auf dem Berg wieder anzufahren. Daher wende ich in solchen Fällen die Methode an mich um 90 Grad gedreht auf die Straße zu stellen, dann eine enge Rechtskurve zu fahren und so wieder die Richtung und etwas Schwung zu bekommen. So klappte das dann auch um den Rest des Anstiegs zu schaffen. Oben angekommen kam dann auch gleich die Grenze zu Deutschland. Ich war wieder „zu Hause“und immer noch tief beeindruckt von dem was ich gerade gesehen hatte. Ein absoluter Höhepunkt auf meiner Bodensee-und Rheinradtour 2024.

Drei harte Tage

Die nächsten drei Tage waren mit jeweils Streckenlängen von über 90 km schon ziemlich hart für mich. Das hatte ich auch noch nie zu bewältigen. Aber wer solche Touren ab und an fährt weiß, daß man für derart Anstrengung auch oft belohnt wird. Eine Belohnung davon war meine Durchfahrt durch Basel am fünften Tag meiner Reise. Ich hielt am Ortseingangsschild an und dachte mir: Wie verrückt ist das denn? Du fährst mit 67 mit dem Fahrrad durch Basel. Da wärest Du eigentlich niemals hingekommen. Sehr interessant fand ich dann auch die Zweiteilung der Stadt mit Weil am Rhein. Da geht die Staatsgrenze mitten durch die Stadt und der Zoll kontrolliert Straßenbahnen. Mein Weg sollte mich auf den Campingplatz „Lug ins Land“ in Bellingen führen. Und wie das oft so ist, sind die letzten Kilometer eine echte Herausforderung. Was ich echt hasse, sind da üble Steigungen. Da halfen auch Korrekturen an der Route nichts. Es ging dick bergauf und ich habe es erst einmal mit Mühe nur bis etwa zur Hälfte geschafft. Dann stand ich da mit Luftnot und wußte erst einmal nicht, wie ich überhaupt da hochkommen sollte. Dann erinnerte ich mich an eine schnell wirkende Kapsel für die Atmung in meinem Medikamentenbeutel. Die habe ich dann genommen, etwas gewartet und welche Überraschung – die Steigung war danach fast ein Kinderspiel. Die Bronchien waren wieder geweitet und ich bekam genug Sauerstoff. So einfach kann das sein. Der Campingplatz war dann echt super. Die Sanitäranlagen waren Marmorbäder, so etwas habe ich noch nie gesehen, schon gar nicht auf einem Campingplatz.

Frankreich

Etappe 6 meiner Bodensee-und Rheinradtour 2024 sollte mich eigentlich nach Rhinau in Frankreich führen. Leider habe ich das während der gesamten Tour nicht geschafft, denn der Rhein führte Hochwasser und es fuhr keine einzige Fähre. So musste ich kurzfristig umplanen und fuhr rechts des Rheins weiter bis nach Ettenheim über Breisach. In Breisach gabs ne hübsche Burg und ansonsten kurz vorher noch eine tolle Holzbrücke über den Rhein und einige Wehranlagen. Etappe 7 war dann nicht besonders erwähnenswert, außer daß ich die auch umplanen musste,  da ich nicht nach Straßbourg übersetzen konnte. Auf dem Campingplatz Freyersee in Philippsburg habe ich einen wohlverdienten Pausentag eingelegt und der hat mir sehr gut getan, denn ich hatte danach wieder richtig Power in den Beinen. Generell muss ich auch einmal sagen, daß ich in den Folgetagen auch nicht immer Fotos gemacht habe, weil es aus meiner Sicht da nicht Wichtiges gab und ich ständig damit beschäftigt war, irgendwelchen überfluteten Wegen auszuweichen. Ab Gernsheim fuhr dann aber auch wieder eine Fähre und ich konnte meinen Weg ohne große Umleitungen fortsetzen.

Ein weiteres Highlight

Nach einer Übernachtung im Gasthof Schubert in Gernsheim ging es am nächsten Morgen mit der Fähre ans linke Rheinufer und dort traf ich mich mit Markus aus meiner Facebookgruppe „Radfahren mit Behinderung“. Er hat wie ich auch links die Oberschenkelprothese, ist aber zwanzig Jahre jünger, ein netter Riesenkerl und noch verrückter als ich, denn er macht trotz Behinderung auch Triathlon. Er kam mit Frau, Auto und Fahrrad und wir fuhren die ganze Etappe nach Kempten zusammen. Das war echt super, sich einmal auszutauschen und mal nicht allein zu fahren. Es hat Riesenspaß gemacht. Wir haben in Mainz auf der Promenade eine schöne Pause gemacht und nach Wiesbaden geschaut und saßen zum Schluß in Kempten direkt am Wasser bei einem Bier zusammen und haben auf Markus Frau gewartet um ihn wieder einzusammeln. Natürlich durfte dann auch ein cooles Abschlußfoto nicht fehlen. Ein toller Tag auf der Bodensee-und Rheinradtour 2024 und ich bin Markus sehr dankbar für diese tolle Aktion.

Meine Fahrt im Rheintal und am Niederrhein

Der Folgetag führte mich ins Rheintal. Kurz nach dem Start, traf ich das junge Pärchen aus der Schweiz wieder. Das war auch nicht anders zu erwarten. irgendwann trifft man sich wieder, wenn man den Rheinradweg fährt, selbst nach einem Ruhetag dazwischen. Wir schwatzen kurz, trafen uns noch mehrfach auf den ersten Kilometern und dann kam das Rheintal. Das ist wirklich spektakulär muss ich sagen. Der Radweg super, ich hatte auch noch Rückenwind, dann der Strom selbst und links und rechts die Berge. Überall die Weinanbaugebiete, die Schiffe ständig auf dem Rhein und die Loreley-viel schöner kann Radfahren kaum sein. Das Ende der Tour war dann in Koblenz das Deutsche Eck und für mich der Campingpark Knaus schräg rüber davon in Sichtweite. Alles großes Kino. Und ich freute mich auch sehr auf die nächste Etappe, denn die sollte mich nach Troisdorf zu meiner dort lebenden Schwester führen. Die Freude war groß und die Schwester hat mich auch toll verwöhnt an dem Abend. Am nächsten Tag ging es zunächst in Mondorf auf die linke Rheinseite und dann in Richtung Köln und Leverkusen. Beide Orte, besonders Köln haben eine Menge zu bieten und überall gab es große Bereiche an den Flußpromenaden für die Fußballfans während der EM hierzulande. Die Fands sah man dann auch überall und es war oft kaum ein Durchkommen. Am Ende des Tages war ich dann auf einem kleinen, naturbelassenem Campingplatz mit freilaufenden Hühnern. Witzig. Es gab einen kleinen Strand und einen wunderbaren Sonnenuntergang. Ähnlich wie an diesem Tag der Verlauf auf dem Folgetag. Da ging es dann durch Düsseldorf und dann durch das wenig ansehnliche Ruhrgebiet. Ich freute mich schon auf die Niederlande und dahin kam ich dann auch auf meiner Etappe nach Millingen.

Die Niederlande

Wenn man die Bodensee-und Rheinradtour 2024 fährt,  merkt man sofort wenn man in Holland ist, denn dort ist man als Radfahrer gleichberechtigt dem motorisierten Verkehr und alle gehen auch freundlich und nett mit einem um. Die Radwege sind deutlich besser und es gibt sie meist links und rechts der Straße und eher selten aufgemalt, sondern physisch existent. Etwas gewöhnungsbedürftig sind teils getrennte Ampelregelungen für Radfahrer und Fußgängern.  Das habe ich nicht immer richtig interpretiert, was aber folgenlos blieb. Erste größere Stadt war Nijmegen und dann ging es straff auf das Ende der Tour in Rotterdam zu. Spektakulär war da der Radweg zu den zahlreichen Mühlen am Wegesrand. Der Radweg war stark von Touristen frequentiert, die sich die zahlreichen Mühlen von Land aus ansahen. Wie dann zu sehen war, ging das auch per Schiff. Offenbar ist das ein touristisches Highlight, denn es gab dann auch einen Hafen mit allerlei Einkaufsmöglichkeiten und Angeboten für Besucher. Da kamen ganze Busladungen ständig an. Ich durfte von dort aus mit einer Fähre, die im Übrigen kostenlos war, in einen anderen Stadtteil von Rotterdam fahren und fuhr dann noch eine Reihe von Kilometern durch die tolle Stadt bis zu meinem innerstädtischem Campingplatz. Dort angekommen musste ich an der Rezeption bereits zum zweiten Mal auf der Tour hart verhandeln, um einen Stromanschluß zu bekommen. Erst als dem Betreiber klar wurde, daß ich meine Prothese nicht an einer Stromsäule oder bei ihm in der Rezeption abstellen kann, machte er eine Ausnahme und wies mir einen passenden Platz zu. Das Knie meiner Prothese muss halt geladen werden und es gibt weitere zwei Stromquellen für eine Zusatzinstallation gegen meine Phantomschmerzen. In Rotterdam habe ich mich auch noch versorgt und war einkaufen, was problemlos war. Am nächsten Tag bin ich dann zum Ziel meiner Tour zum Hoek van Holland gefahren. Da die S-Bahn dahin fährt, war der Strand völlig überfüllt und ständig spuckte der Bahnhof neue Menschenmassen aus. Auch dort gab es zahlreichen touristische Angebote. Der Blick aufs Meer war aber großartig und alle Mühen wert. Zurückgefahren bin ich dann aber mit der Bahn, denn noch einmal über dreißig Kilometer zurückfahren, wollte ich mir nicht antun. Ich hab mich gut ausgeruht um dann am Folgetag die Heimreise nach Leipzig anzutreten.

Die Heimreise

Bahnfahren ist meist ein Erlebnis der besonderen Art und dieses Mal ging der Spaß in Holland los, denn dort fiel ein Zug einfach aus. Dieser sollte mich nach Köln bringen und von dort über Frankfurt zurück nach Leipzig. Ich hab dann die Bahnapp auf dem Handy gequält und mich gegen die Südroute entschieden und bin dann mit einem IC nach Düsseldorf gefahren und von dort in einem übervollem Regionalexpress über Braunschweig nach Magdeburg und von da über Halle nach Leipzig. Am Ende war ich nach einer überaus anstrengenden Fahrt nur eine halbe Stunde später am Ziel als über die vorher geplante Südroute. Immerhin und ohne den ICE zu benutzen. Gegen ein Uhr war ich dann glücklich zu Hause und war voller Freude und Begeisterung über diese wunderbare und erlebnisreiche Tour. Fazit: So etwas werde ich wieder tun!

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