- Uwe Küffner
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Bemerkenswert: Der Mainradweg
Eigentlich wollte ich den Mainradweg schon 2024 fahren. Eine kleine Fußverletzung zwang mich aber dazu diesen Plan aufzugeben und die Tour auf 2025 zu verschieben. Geplant waren 520 km aufgeteilt in sechs Tagestouren. Meine Tour beginnt mit der Zugfahrt von Leipzig nach Kulmbach, wo ich auch übernachte. Am Folgetag ging dann die eigentliche Tour los. Mein Handicap besteht darin, dass ich meine Touren mit einer Oberschenkelprothese fahre. Das klingt erst einmal kompliziert, mit einigen Anpassungen am Rad ist das für mich aber eine völlig normale Sache geworden.
Der Radweg
An Tag 1 auf dem Mainradweg führte meine Route mich bei absolutem Schmuddelwetter von Kulmbach nach Bamberg. Ich war echt überrascht über den guten Zustand der Radwege und über die tolle Landschaft. Gegen Mittag hörte dann auch der Regen auf und ich kam bei trockenem Wetter auf dem Gelände des Faltbootclubs in Bamberg an. Echt empfehlenswert übrigens und wie alle Campingplätze auf meiner Tour, sehr preiswert. Erwähnenswert noch folgendes: Durch das kühle Wetter und den Gegenwind reichte mein Akku nicht ohne Aufladen zwischendurch bis zum Ziel. Ich hielt an einem Autohandel, wo es auch ne Dönerbude und einen Pizzaladen gab. Der Besitzer half mir mit Strom und überlies mir auch noch ein Stromkabel für mein Ladegerät, denn das Meinige hatte ich zu Hause vergessen. Toller Typ und das Essen war auch lecker.
Tag 2 von Bamberg nach Astheim
Das war mein Königsetappe auf dem Mainradweg und sie sollte noch um einiges länger werden als geplant, denn Komoot hatte mir unbemerkt einen Wegepunkt in der Gegenrichtung eingefügt und als ich dort bei bestem Wetter ankam, war plötzlich meine Tour zu Ende. Resultat: Ich mußte umkehren und zurückfahren und aus den geplanten 92 km wurden dann 101 km. Aber es war Himmelfahrtstag und überall gabs etwas zu sehen, überall war Party, man war mit Bollerwagen unterwegs, in den Biergärten spielte die Blasmusik, die Landschaft war großartig und mein Akku hielt auch bestens die Leistung auf dem Hunderter. Tolle Radwege, Streuobstwiesen und herrliche Blicke in die Weinberge. Eine Fährfahrt gabs auch noch kurz vor dem Ziel. Was will man mehr. Ich habe die Fahrt auf dem mainradweg genossen.
Tag 3 von Astheim nach Zellingen
Ab sofort war allerbestes Wetter, blauer Himmel und Sonne satt und es war fast schon zu warm zum Radeln. Und wieder tolle Wege, Streuobstwiesen und Weinberge. Das macht einfach Spaß durch eine solche Landschaft zu fahren. Nach ca. 15 km Fahrt kam ich in einen kleinen, aber sehr schönen Ort und dort holte mich erst einmal ein Autofahrer vom Rad. Als ich an ihm vorbei wollte, machte er plötzlich die Tür auf und die folgende Notbremsung führte dazu, dass ich mit dem Gleichgewicht auf die linke Seite kam, wo ich mit dem Prothesenfuß im Pedalkorb stecke und aus dem komme ich nie raus, sondern falle dann einfach um. Es gab eine nett blutende Schramme an der linken Hand, aber total nette Passanten haben geholfen und nach zwanzig Minuten und einem Fingerpflaster konnte ich meine Fahrt fortsetzen. Der Campingplatz lag direkt am Main und gegenüber sah man tolle Felsen und Weinberge. Etwas nervig war die überaus laute Bahnstrecke am gegenüber liegendem Ufer. Dort rollten wirklich Tag und Nacht die Güterzüge aller paar Minuten. Aber das Gleiche habe ich schon oft auf Campingplätzen erlebt.
Tag 4 von Zellingen nach Wertheim-Bettingen
Über die Landschaft und die Radwege auf dem Mainradweg habe ich mich schon zur Genüge ausgelassen und das blieb so positiv auch auf der vierten Tagesetappe bei wiederum bestem Wetter. Ich kam des Nachmittags auf dem Campingplatz an und wurde von einer netten Dame an der Rezeption empfangen. Sie hat mich toll eingewiesen und mir auch direkt den Schlüssel für die Behindertentoilette in die Hand gedrückt. Das habe ich noch nie erlebt. Es gab da auch nen Kiosk, wo man sich mit dem Nötigsten versorgen konnte und es gab gekühlte Getränke zum Normalpreis. Letzteres hab ich im Übrigen auf der gesamten Tour erlebt, auch die Übernachtungspreise samt Strom lagen alle bei unter 20 Euro. Einen Biergarten gabs auch, der von einem Griechen betrieben wurde und dort habe ich dann nach dem Zeltaufbau auch noch bestens zu Abend gegessen und das auch zu einem vernünftigen Preis. Danach war chillen angesagt und das folgende Gewitter hat mich dann weniger gestört. Am Folgetag konnte ich auch noch gut frühstücken und besonders witzig fand ich die Aktion, dass man als Radfahrer den Kaffee gratis bekommt, man muss nur Pfand für die Tasse zahlen und wer die wieder abgibt, bekommt auch den Pfand zurück. Tolle Idee!
Tag 5 von Wertheim-Bettingen nach Mainflingen
Das Wetter war dann heute etwas wechselhaft und der gegenwind war auch nicht unbedingt schön. Ansonsten aber das gewohnte Bild. Schöne Wege, meistens ging es leicht bergab, es gab kaum Steigungen. Nachmittags, so kurz vor dem Ziel, kam ich in ein Gewitter und mußte mich zweimal unterstellen. Das hat echt geschüttet. Danach kam die liebe Sonne wieder raus und ich trudelte am gebuchten Campingplatz ein. Der war zunächst verschlossen, ich kam dann aber doch rein und dann erwies sich der Platz als ein Geheimtipp und eine wahre Perle. Viel Grün, Kiosk und Gaststätte und ein eigener Badesee, das war schon Besonders. Ich hab dort wieder gut gegessen, mein Radler war aber auf Grund des Gaststättenpreises etwas teurer als auf dem Rest der Tour. Bei einem Übernachtungspreis von knapp 13 Euro, fiel das aber nicht ins Gewicht.
Tag 6 von Mainflingen nach Mainz-Kostheim
Frühmorgens gab es noch ein kleines Frühstück, das Wetter war ok und es ging los Richtung Frankfurt und Mainz. je näher man kam, desto mehr Flieger waren in der Luft und das ging dann beinahe pausenlos ab Offenbach. Da wurde es dann auch stark bewölkt und windig. Offenbach fand ich ehrlich gesagt ziemlich häßlich und man fährt dann unmittelbar nach Frankfurt hinein und dort führte der Radweg immer schön am Main entlang. Wenn man dann die Skyline von Frankfurt sieht, ist das schon wirklich ein krasser Anblick und da mußte ich schon filmen und Fotos machen. Auffällig übrigens auch auf der gesamten Tour die massenhaft auftretenden Kanada- und Nilgänse, die sich als invasive Arten hierzulande breit machen. Die zupfen das Gras auch mitten in einer Millionenmetropole wie Frankfurt und lassen sich kaum stören.
Campingplatz
Von Frankfurt nach Mainz waren es doch noch einige Kilometer und als ich da ankam, fand ich zunächst den Campingplatz nicht. Grund war, dass meine Navisoftware die Postadresse einfach nicht finden konnte. Zwei entgegenkommende Radfahrer haben mir dann geholfen und ich kam auf der Wiesbadener Seite des Mains auf einem netten, gepflegten Campingplatzes an. An der Rezeption, gabs auch ein Bistro mit Speis und Trank und dort habe ich mich gestärkt und etwas ausgeruht. Danach das Zelt aufgebaut und dann brauchte ich auch echt Ruhe. Aber man kam auch mit anderen Radlern auf der Zeltwiese ins Gespräch und hörte so manch absolut abenteuerliche Geschichte. Ich bin ja als Handicapfahrer schon nicht in der Abteilung „alltäglich“ aber es gibt immer wieder noch viel verrücktere Typen. Das finde ich immer wieder spannend.
Frankfurt nochmals und Heimfahrt mit Fazit
Eigentlich wollte ich ja an diesem Tag ja nach Hause fahren, aber ich hatte irgendwie beim Zugticket buchen die richtige Peilung verloren, sodass ich halt in Mainz noch übernachten mußte und auch noch einen ganzen Tag auf meine Heimfahrt warten mußte. Und so bin ich halt am nächsten morgen mit der S-Bahn nach Frankfurt gefahren und hab mich dort umgesehen und mir die Hochhäuser und die Zeil angesehen, was echt sehenswert war. Abends um 21 Uhr war in dann zurück in Leipzig. Erwähnen möchte ich auch noch einen jungen Mann, der mir dankenswerter Weise in Frankfurt in den ICE half und in Leipzig wieder heraus. Das Rad ist halt mit 25 kg kein Leichtgewicht und dazu kommen vier Packtaschen mit nochmals fast 20kg und das ist dann für mich mit meiner COPD nicht schaffbar. Aber Fazit: Tolle erste Mehrtagestour in diesem Jahr, durchschnittlich 85km pro Tag waren gut schaffbar, Radwege waren toll und Gegend und Landschaft auch – ich kann den Mainradweg nur wärmstens empfehlen. Kulturell wird auch einiges geboten. Es gibt viel zu sehen unterwegs, aber Besichtigungen und dergleichen sind nicht unbedingt mein Fall. Ich bin eher der Radfahrer, der vorankommen will. Aber wer auf so etwas steht, der kommt auf der Tour auch voll auf seine Kosten.