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Auf dem Mecklenburger Seenradweg
Von Waren (Müritz) nach Wesenberg (72 km)
Bereits im fünften Jahr hintereinander startete ich mit meiner lieben Schwester Sabine eine gemeinsame Mehrtagestour mit dem Fahrrad. Unter dem Motto „Radtouren an Seen im Osten“ hatten wir uns für 2024 den Mecklenburger Seenradweg von Waren (Müritz) bis nach Wolgast mit einer Länge von 385 km vorgenommen. Treffen war wieder Leipzig und am 5.7.24 starteten wir mit der Bahn Richtung Waren. Die Bahnfahrt verlief ohne größere Probleme und so waren wir am späten Mittag in Waren. Das Wetter war zunächst bedeckt und windig. Sabine machte gleich fleißig Fotos und dann gings auf Strecke. Der Radweg war zunächst toll und führte als Fahrradstraße durch den Wald. Später gab es aber wieder wechselnden Untergrund. Die Tour war landschaftlich sehr schön und abwechslungsreich. Am Ende kamen wir bei schönstem Wetter auf dem Campingplatz in Wesenberg an, wo wir ein Zimmer gebucht hatten. Den Platz können wir ausdrücklich empfehlen. Da fehlt es an nichts und die Betreiber sind ausgesprochen nette Leute.
Von Wesenberg nach Neubrandenburg (74 km)
Nach einem guten Frühstück im Familienpark starteten wir wieder auf den Mecklenburger Seenradweg Richtung Neubrandenburg, unserem heutigen Tagesziel. Das Wetter war wieder bestens, die Radwege waren es auch und auch landschaftlich war es eine nette Tour. In Neubrandenburg überraschte uns dann ein Gewitter und es wollte nicht aufhören zu regnen. Sabine lief trotzdem durch den Regen im Zentrum zum Mediamarkt, um sich mit neuen Kopfhörern einzudecken. Die hat sie dann auch reichlich bis zum Tourende benutzt. Zu guter Letzt kam dann das was ich wirklich echt hasse – nämlich eine üble Steigung auf dem letzten Kilometer vor dem Ziel. Man glaubt gar nicht wie oft das vorkommt. Auf all meinen Mehrtagestouren gab es zumindest ein Ziel wo man kurz vorm Ziel nochmal heftig in die Pedale treten musste um die Steigungen zu meistern. Ich habe das gerade noch so, dank meines großen Akkus geschafft, aber Sabine hatte keine Reserve mehr und musste den Berg hoch schieben. Unser Quartier war die Pension und Motel „Vier Tore„. Das Zimmer war recht klein, aber sonst ok und ausreichend für eine Nacht.
Von Neubrandenburg nach Torgelow (66 km)
Diese Etappe auf dem Mecklenburger Seenradweg war durch besonders zwei Besonderheiten in Erinnerung: Die Weite der Mecklenburger Landschaft und die Radwege, die oft nur Feldwege waren, sich aber dennoch gut fahren ließen. Heute war Torgelow unser Ziel und die Etappe etwas kürzer. Gut für Sabines Po, der solche Strecken nicht mehr gewohnt war. Wir fuhren durch viele kleine Orte und machten Rast in Eichhorst mit einem malerisch schönen Dorfteich. Sicher ein absoluter Treffpunkt für die Dorfbewohner. Es war etwas windig, aber für uns war das eher Schiebewind und einige schöne Abfahrten gab es auch. Auffällig waren einige ganz üble Wege und Straßen zwischen den Dörfern. Da dachte ich immer: Die Orte hier wurden seit der Wende einfach vergessen. So sahen zumindest Straßen und Wege aus. Wir waren dann zeitig in Torgelow mit seinem Fluss Uecker, der durch sauberes, klares Wasser in Erinnerung blieb. Wir bezogen unser Zimmer in der Pension „Goldener Adler“ und fuhren dann ins Zentrum, um noch etwas zu Essen. Das gabs dann frisch und lecker im Pizza- und Kebabhaus „Alibaba“. Wir hatten uns vorher die Preise im Netz angesehen und staunten, als die dann deutlich höher waren. Der Eigentümer hatte sie schlichtweg nicht angepasst. Wir haben das moniert und bekamen dann auch einen guten Rabatt.
Von Torgelow nach Anklam (58 km)
Nach einem reichlichen und tollem Frühstück in unserer Pension starteten wir am Folgetag Richtung Stettiner Haff und kamen auch bald nach Ueckermünde. An diese Stadt konnte ich mich noch gut erinnern, denn hier machte ich vor zwei Jahren auf dem Oder-Neiße-Radweg Quartier und fuhr anschließend auch nach Anklam, um mit dem Zug nach Hause zu fahren. Natürlich wusste ich auch was da auf der Strecke so auf uns zukam. Ueckermünde ist durchaus sehenswert, hat einen schönen Hafen, aber schlechte Straßen, meist noch Pflaster. Wir waren aber schnell wieder raus aus der Stadt und hatten gute Radwege. Nächster Stopp war dann Hafen und Strand von Mönkebude. Herrliches Wetter, ein schöner Strand und gute Versorgung ließen uns ein längere Pause machen. Danach ging es weiter. Der Radweg schlängelte sich um die Bäume im Wald neben einer schwach befahrenen Landstraße. Also raus auf die Straße. Aber schon bald war man wieder im Wald auf einer eher Mountainbike-Strecke. Die Wege wurden immer schlechter.
Am besten war das dann noch in einem Vogelschutzgebiet vor Anklam. Links und rechts Wasser, viele Vögel und eine tolle Landschaft. Das war schon das richtig Schöne an der Tour. Nach diesem Gebiet befuhren wir einen Weg, der den Begriff Radweg nicht wert ist, schon gar nicht eine D-Route nach Usedom, denn inzwischen war unser Weg auf dem Mecklenburger Seenradweg identisch mit dem Oder-Neiße-Radweg. Am Ende der Strecke hatte ich dann kurz vor Anklam eine Panne. Trotz unplattbaren Reifen, hatte sich mein Schlauch verabschiedet. Ich habe aber immer einen Ersatzschlauch dabei und so waren wir recht schnell mit dem Wechsel fertig und fuhren den Rest nach Anklam. Dort haben wir uns noch versorgt und mussten dann eine große Baustelle umfahren um zu unserem Ziel, der Pension am Flugplatz zu kommen. Der Flugplatz ist als Verkehrslandeplatz ausgeschrieben und es stand auch einiges an Fluggerät herum, auch zu Museumszwecken. Charmant war unser Zimmer in einer alten, typischen Baracke aus DDR-Zeiten. Die Bewirtschafter sind aber total nett und sehr um den Gast bemüht. Die Wirtin hat dann auch extra für uns noch einmal gekocht und so hatten wir ein gutes Abendbrot und einen netten Abend.
Von Anklam nach Swinemünde (PL – 68 km)
So langsam nähern wir uns dem Ziel unserer Radreise auf dem Mecklenburger Seenradweg und wir freuten uns schon sehr heute auf die Insel Usedom. Nach einem guten Frühstück starteten wir in Anklam und erreichten auch bald die Brücke zur Insel bei Zerchin. Unangenehm war der Gegenwind und die fast durchweg schlechten Straßen und Wege an dem Tag. Da gibt’s auf Usedom auch noch ein Menge Nachholebedarf. Und so zog sich der Weg. Gleich zu Beginn nach der ersten Rast hatte die Sabine bereits zum zweiten Mal ihren Campingrucksack stehen lassen und wir mussten fast vier Kilometer zurückfahren, um das Teil einzusammeln. Aber dem Glücklichen schlägt ja keine Stunde und so lag das Ding noch auf der Straße, wie sie es verlassen hatte und keiner der Radfahrer, die uns da entgegen kamen, hatte offensichtlich Lust gehabt da mal anzuhalten und den Rucksack zu untersuchen oder mitzunehmen. Der Akku von Sabine war dann auch so langsam leer, denn es ging hoch und runter Richtung Ahlbeck und obwohl sie viel im Eco-Modus fuhr, hat das natürlich bei einem 400 Wh Akku alles seine Grenzen.
Wir haben dann an einem Imbiss Halt gemacht, etwas gegessen und den Akku etwas nachgeladen. Die Imbissbetreiber stammte aus Thüringen und wir hatten eine Menge Spaß mit ihm. In Ahlbeck haben wir uns noch versorgt und fuhren dann Richtung polnische Grenze, die etwa vier Kilometer entfernt lag. Kaum losgefahren, gings auch schon zurück, da die Sabine ihre Brille im Supermarkt liegengelassen hatte. Dann gings aber zügig nach Polen und angekommen in Swinemünde haben wir dann auch mit Hilfe eines jungen Mannes unser bei Booking.com gebuchtes Quartier gefunden. Ich habe die Vermieterin angerufen. Die sprach kein Wort Deutsch, brachte aber ihre Enkelin mit, die das alles mit Übersetzungs-App geschickt löste und auch noch unser Gepäck in die erste Etage schleppte. Die E-Bikes wurden im Keller des Nachbarblocks doppelt angeschlossen. Von außen sah das alles ziemlich alt und finster aus. Die Wohnung war aber absolut top und modern eingerichtet. Wir waren platt von der Fahrt, es war schon spät und so fiel mein eigentlich hier geplantes Bad in der Ostsee flach. Sehr, sehr schade. In Erinnerung wird mir auch das Geschrei der Möwen in dem Wohngebiet bleiben. Das war echt heftig und gewöhnungsbedürftig.
Schlussetappe von Swinemünde nach Wolgast (43 km)
Wir sind bei bestem Wetter kurz nach 9 Uhr auf unsere letzte Etappe auf dem Mecklenburger Seenradweg zum Zug nach Wolgast gestartet und gleich kurz vor Ahlbeck auf die Uferpromenade abgebogen. Wir hatten dadurch ständig das Meer im Blick und dazu die prächtigen Hotels und Strandvillen. Schließlich fuhren wir auf dem Mecklenburger Seenradweg auch durch alle angesagten Bäderorte von Usedom. Da waren auf dem Weg nach Zinnowitz auch einige sehr heftige Steigungen dabei. Unterwegs haben wir beim Bäcker am Strand gefrühstückt.
Kurz vor Zinnowitz wurde der Himmel schon dunkel und was noch schlimmer war – wir gerieten auf einen Sandweg auf dem man selbst mit E-Unterstützung nicht mehr durchkam. Wir nahmen den nächsten Weg Richtung Straße und fädelten uns nach einigen Kilometern auf der Bundesstraße wieder auf unserem jetzt guten Radweg ein. In Bannemin hats uns dann richtig erwischt. Es brach ein heftiges Gewitter los mit heftigem Wind und Dauerregen. Binnen kürzester Zeit, waren wir völlig durchnässt und schutzlos den Elementen ausgeliefert. Als der Regen etwas nachgelassen hatte suchten wir einen Unterstand und fanden den auch in der Nähe bei einer Firma. Die Chefin hat uns dann auch mal auf Toilette gehen lassen, was sehr nett war. Unser Zug war inzwischen weg und es war nicht abzusehen, wann der Regen aufhört, also sind wir in strömendem Regen die letzten 10 Kilometer nach Wolgast gefahren.
Dort am Bahnhof habe ich mir erst einmal etwas Trockenes angezogen, was gleich den Protest eines Wartenden hervorrief. Sabine organisierte noch etwas Essbares im nahe gelegenen Hafen. Dann fuhren wir mit der Inselbahn nach Züssow. Dort fahren die Fernzüge. Unser Zug kam mit einigen Minuten Verspätung an. Wir fanden noch Platz in Richtung Berlin und hatten rechte nette Reisebegleitung in Form zweier Freundinnen, die aus einem gemeinsamen Urlaub kamen. In Berlin auf dem Hauptbahnhof gab es noch etwas Verpflegung und den Zug nach Dessau, von wo aus wir nach Leipzig fahren wollten. Erst lief alles prima, der Zug war pünktlich und dann hatten wir plötzlich Verspätung und es war eigentlich schon klar, dass wir unseren Anschluss nicht schaffen würden. Das hätte eine Stunde warten bedeutet. Aber kurz vor Dessau verkündete die Zugchefin, dass der Anschlusszug nun doch warten würde und wir sollten uns beeilen beim Umsteigen.
Glücklicherweise waren da zwei junge Männer, die uns halfen. Sie trugen Sabines Rad samt Gepäck die Treppen hoch und mich empfing unten im Durchgang dann sogar der Lokführer und wollte mir in den Aufzug helfen. „Ohne mich fährt hier niemand ab“, meinte er. Die schon erwähnten Jungs hatten ihn informiert, dass da noch jemand mit einem Handicap kommt. Echt cool. Gegen 23 Uhr erreichten wir dann Leipzig, unser Reiseziel. Jetzt heiß es erst einmal ausruhen und das Erlebte verarbeiten. Schauen wir mal wohin uns der kommende Sommer in 2025 führt.